wettbewerb neuentwicklung schlachthofblock

auslober: Innsbrucker Immobilien GmbH & Co KG
gegenstand: Erlangung eines baukünstlerischen Vorentwurfskonzeptes
wettbewerb: EU-weit offener - 1-stufiger - Realisierungswettbewerb

grundansatz:

anerkennung der baukulturellen und sozialen bedeutung des schlachthofblocks durch angleichung der neubauhöhe

anpassung der neubaudachflächen an die straßenseitigen first- und traufenhöhen der bestandsgebäude

einheitliche und zurückhaltende dachlandschaft für ein stimmiges zusammenspiel von bestand und neubau

konsequente fortsetzung der blockbebauung durch abgestimmte gebäudetiefen und geschosshöhen

grüne innenhoffassade für notwendige klimawandelapassung mit pflanzentrögen als balkonabtrennung

umlaufende stützenfreie balkone mit horizontaler ausrichtung und fließender verbindung von alt und neu

integrierte aufzüge für einen weiterhin ungehinderten innenhofumgang und ungestörte innenhoffassaden

nutzung der südwestseitig orientierten neubaudachflächen für integrierte und großflächige PV-anlage

kompakte erweiterung des kindergartens mit weiterhin nach südwesten orientiertem spielgarten

versickerungsfähige pflasterbeläge für innenhofseitigen umgang und sonstiger zugangsbereiche

entwurfskonzept

das entwurfskonzept folgt konsequent dem grundansatz, indem sich der beabsichtigte neubau wieder in die ausgewogene proportionalität (seitenlängen, gebäudetiefen, bauhöhe) der bestehenden blockrandbebauung einfügt.

demzufolge wurde im wettbewerbsbeitrag eine behutsame weiterentwicklung nach dem leitsatz "weiterbauen am bestand" und ein qualitätsvolles zusammenspiel von bestand und neubau angestrebt.

alt und neu verbinden sich durch die fortführung von prägenden und charakteristischen elementen wie umlaufendes satteldach, hochparterre und hofseitig zugänglichen stiegenhäusern zu einem neuen ganzen, welches die vorhandenen qualitäten in eine zeitgemäße form transformiert und gleichzeitig der historischen bedeutung gerecht wird.

von aussen zeigt sich das zusammenspiel von bestand und neubau durch einheitliche geschosshöhen, der ausbildung eines hochparterrs, einer abgestimmten lochfassade für ein unaufgeregtes strassenbild sowie der fortsetzung der bestehenden dachformation für eine einheitliche dachlandschaft.

die aussenfassade des neubaus nimmt wesentliche elemente wie materialität und struktur der bestandsfassade und seiner umgebung auf und interpretiert sie, wie zum beispiel mit den schrägen fensterleibungen und den liegenden stiegnhausenstern, neu.

von innen zeigt sich die angestrebte verbindung von alt und neu durch die umlaufenden balkone, den umlaufend einheitlichen dachgeschossausbau und die weiterhin freie erdgeschosszone mit einem uneingeschränkten hofseitigen rundgang.

um die qualität des bestehenden hofseitigen rundganges beizubehalten und unverstellte innenhoffassaden zu ermöglichen, wurden die vorgesehenen aufzüge im innenbereich der bestandsstiegenhäuser angeordnet.

die aus betonfertigteilen geplanten pflanzentröge grenzen die neuen balkone zueinander ab und sorgen für eine grüne und lebendige innenhoffassade, die der erforderlichen klimawandelpassung gerecht wird.

die über sechs stiegenhäuser erschlossenen neubauwohnungen sind als durchgesteckte wohnungen mit zweiseitiger belichtung konzipiert und so organisiert, dass strassenseitig die schlafräume und hofseitig zu den vorgesetzten balkonen die wohnküchen angeordnet sind.

für die erweiterung des im pavillonstil errichteten kindergartens wurde südseitig ein verglaster zwischenbereich angegliedert, welcher als übergangsraum zum einem eingeschossiger flachbau fungiert.

mit dem als spielgang nutzbaren übergangsraum wird eine offenes und helles bindeglied zum bestand geschaffen, das die vorhandenen rundbögen im mittelteil der südseitigen bestandsfassade als durchgänge von der garderobe zum spielgang nützt.

die längsseiten des zubaus sind als raumhohe glasfassaden konzipiert und öffnen sich damit zum zentralen spielgang nach innen und zur vorgelagerten terrasse nach aussen.

die nutzung des bestandsgebäudes wurde neu organsiert, sodass im mittelteil die garderoben und das büro, im westflügel der bewegungsraum und im ostflügel die küche mit essraum sowie der besprechungsraum und die nebenräume untergebracht sind.

im zubau sind kompakt die drei gruppenräume, dazwischen zwei zentrale sanitärräume und gegenüber zum aussenbereich orientiert die beiden funktionsräume angeordnet.

erschliessung:

die vertikale erschließung des neubaus erfolgt über sechs durchgesteckte stiegenhäuser mit zweiläufigen podesttreppen und einem personenaufzug, welche von beiden seiten belüftet und belichtet sind.

der von den balkonen überdachte zugang zu den stiegenhäusern erfolgt im erdgeschoss über die innenhofseite bzw. im tiefgeschoss über brandschutztechnisch erforderlichen schleusen zur tiefgarage.

die ein- und ausfahrt zur tiefgarage überfolgt über eine zufahrt von der schlachthofgasse im übergang zwischen alt- und neubau.

für die feuerwehrzufahrt und einen ostseitigen zugang zu den neubauwohnungen wurde ebenfalls von der verkehrsberuhigten schlachthofgasse aus eine durchfahrt bzw. ein durchgang geplant.

die erschließung der neuen dachgeschosswohnungen im bestand erfolgt durch eine verlängerung der stiegenhäuser nach oben und durch neue in den bestandsstiegenhäusern integrierte personenaufzüge.

aussenanlagen:

durch die kompakte planung und die begrenzung der tiefgarage auf zirka die hälfte des innenhofes kann der baumbestand im südöstlichen innenhofbereich bestehen bleiben.

durch eine ausreichende überschüttung der tiefgaragendecke kann die darüüber befindliche aussenspielfläche des kindergartens mit einem spielrasen und flachwurzelnden bäumen gestaltet werden.

die grundkonzeption der derzeitigen innenhofgestaltung wird mit der zentralen spielfläche, der angrenzenden grünfläche und dem als spielfläche nützbaren umgang beibehalten.

mit zusätzlichen sitzbänken und flankierenden bäumen als schattenspender werden weitere kommunikationsbereiche für eine qualitätsvolle außenbereich geschaffen.

um möglichst wenig versiegelte flächen zu schaffen ist für den gesamten umgang ein drainpflasterbelag vorgesehen und nur der erforderliche fahrstreifen für die feuerwehr und die müllabfuhr mit einem umweltfreundlichen asphaltbelag geplant

konstruktion und material:

der neubau ist mit den tragenden und aussteifenden stiegenhaus- und wohnungstrennwänden in schottenbauweise konzipiert, wodurch bei den innenwänden und den innenhofseitigen fensterfronten eine flexible gestaltung ermöglicht wird.

als alternative zu konventionellen stahlbetondecken könnten zur reduzierung der co2-emissionen und des gewichtes recycelte hohlkörperelemente (z.b. cobiax) verwendet werden.

die kragplatten der neubau-balkone werden durch die verwendung von isokörben thermisch getrennt an die stahlbetondecken angeschlossen.

für die beabsichtigte stützenfreie ausbildung der kragplatten bei den bestandsbalkonen sollen die bestandsdecken abschnittsweise bis zur tragenden mittelwand durch stahlbetondecken ersetzt werden.

der bauliche aufwand dafür ist kalkulierbar, da für die zugänge zu den neuen balkonen die aussenwände im bereich der küchenfenster ohnehin durchbrochen werden müssen.

die aussenwände des neubaus sind bis auf die aussteifenden stiegenhauswände als ziegelmauerwerk mit mineralischem, nicht brennbaren und diffusionsoffenen wärmedämmverbundsystem und einem an den bestand angeglichenen dickputz geplant.

die aussenwände des ausgebauten dachgeschosses sind in leichtbauweise mit brettschichtholzwänden und einer hinterlüfteten plattenfassade geplant.

die dachkonstruktion des ausgebauten dachgeschoss ist bei neubau und bestand als hinterlüftetes sparrendach mit zwischensparrendämmung und einer an den bestand angeglichenen dachziegeleindeckung geplant.

die balkongeländer sind als flachstahlrahmen mit waben-lochblechfüllung geplant und werden an den vorgesehenen betonfertigteil- pflanzentrögen befestigt.

haustechnik und energie:

mit einem energetisch hochwertigen ziegelmauerk und einem recyclebaren wärmedämmverbundsystem für die aussenwände wird eine energieef?ziente und ökologische gebäudehülle vorgeschlagen, welche dem geforderten passivhaus plus standard entspricht.

durch die kompakten baukörper, der hochgedämmte außenhülle mit dreifach-verglasten fenstern, die thermisch entkoppelung der balkone und der entsprechenden luftdichtheit entsteht ein sehr geringer energiebedarf.

die südwestseitig orientierten neubaudachflächen können ideal für die installation einer dachintegrierten photovoltaik -anlage genützt werden.

der einsatz einer kontrollierten be- und entlüftung mit wärmerückgewinnung wird aus energetischen und betriebs-wirtschaftlichen gründen empfohlen.

die haustechnik- und elektrotechnikräume wurden zentral im untergeschoss des neubaus angeordnet und gewährleistet so kurze leitungsstränge.

die grüne innenhoffassade und die vorgesetzten balkone vermeiden eine sommerliche überhitzung der innenräume.

juryprotokoll